In 10 Tagen 165 km. Von Porto Covo nach Cabo São Vicente, von morgens bis abends, von euphorisch zu müde und immer hungrig. So lässt sich wohl Hannis und meine Wanderung auf dem Fishermen’s Trail und dem Rota Vicentina am besten zusammenfassen. Aber bei einer Zusammenfassung soll es gar nicht bleiben, denn es waren die besten 165 km unseres bisherigen Lebens.
In Teil 1 geht es eher um die Logistik, sollte dich so eine Reise auch interessieren, oder du bereits diese in Planung haben. In Teil 2 folgt dann der ausführliche Reisebericht der Wanderung.
Die Buchung
Gebucht haben wir die Reise bequem und ganz einfach über die Seite WIPortugal, was ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Für ca. 700€ pro Person haben wir 11 Übernachtungen mit Frühstück im Doppelzimmer, den Gepäcktransport während der 9 Wandertage, Wanderkarten und telefonischen Support während der Wanderung gebucht.
Obendrein gab es sehr zuvorkommend nützliche Tipps zur An- und Abreise, die uns die weitere Planung erleichtert haben.
Die Unterkünfte waren allesamt kleine Hotels und Pensionen mit viel Charme und Liebe, die entlang der Wanderroute liegen. Die Lage war stets sehr zentral, so dass man nur wenige Meter in die Stadtzentren hatte, um sich dort für die nächste Wanderetappe zu versorgen und abends schön essen zu gehen.
Einfluss auf die Wahl der Unterkünfte hatten wir durch diesen Buchungsservice nicht, doch kann ich mich nicht beklagen. Wirklich, jede Nacht war einzigartig auf eine gute Art und Weise, und ohne Zweifel würde ich die Wanderung und die Wahl der Nachtlager genauso wieder buchen.
Mit einer kleinen Ausnahme: Wir haben uns einen Rest-Day nach 5 Wandertagen gegönnt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir in Aljezur. Weder der Ort noch die Unterkunft war für einen Rest-Day besonders ansprechend. In Fact war es jene Unterkunft, die mir von allen am wenigsten gefallen hat. Versteht mich nicht falsch, das Hostel war nett, für eine Nacht mehr als ausreichend und bot ein sehr leckeres Frühstück, aber im direkten Vergleich würden wir diesen kleinen Punkt ein wenig anders gestalten. Die Unterkünfte nachts zuvor und danach waren um Längen schöner und die Örtlichkeiten boten mehr Entspannung.
Unser Gepäck
Ich habe euch in einem extra Beitrag meine Packliste vorgestellt. (hier) Aus diesem Grund möchte ich hier nur noch einmal darauf eingehen, wie ich sie am Ende bewerten würde.
In Summe hatten wir sehr viel dabei, aber im Wissen, dass wir einen Gepäckservice haben und zuvor Lissabon und danach Lagos gebucht hatten, war das auch nicht so verkehrt. Zum alleinigen Wandern, reicht von überall weniger und manche Dinge sind schlichtweg unnötig.
Ney!
Was haben wir gar nicht gebraucht? Gott sei Dank keinerlei erste Hilfe Ausrüstung mit Ausnahme von Blasenpflastern. Davon habe ich gegen Ende, als mir beim Wandern unbemerkt eine Socke verrutscht war einige gebraucht. Ebenso keine Verwendung hatte ich für die Wanderstöcke, die hatte ich nämlich zuhause gelassen. Es ging aber ohne Stöcke sehr gut, auch wenn es phasenweise durchaus anstrengend werden kann. Ebenso wenig Verwendung fand die Regenjacke, da es nie wirklich geregnet hat. Da hatten wir Glück.
Das einzige was ich davon aber das nächste Mal wieder zuhause lassen würde wären die Wanderstöcke. Verzichtet niemals, nie, nie, niemals auf eine solide erste Hilfe Ausrüstung, es kann immer was passieren. Und auch auf die Regenjacke würde ich nicht verzichten. Hätten wir weniger Glück gehabt mit dem Wetter, wäre aus einem Traumurlaub schnell ein Fiasko geworden.

Yeah!
Besonders bewährt hingegen hat sich für mich meine Reiseapotheke: Pferdesalbe auf die schmerzenden Muskeln am Abend hat uns am Morgen, doch ein wenig unbekümmerter aus den Betten springen lassen. Meine Lebensrettung war mein Durchfallmittel. Die unbewohnte Belastung zusammen mit dem zu fettigen Essen hat meine Verdauung völlig aus der Bahn geworfen. Bei aller Freude am Spaß ging es mir 3 Tage richtig, richtig schlecht, so dass ich regelrecht auf leeren Magen gewandert habe, da ich sonst diesen Teil des Urlaubs hätte abbrechen müssen. Leute, vergesst niemals eure Reiseapotheke, veränderte Umstände wie mehr Bewegung, weniger Schlaf oder anderes Essen können sich bemerkbar machen.
Ebenso sinnvoll war meine anfangs belächelte Überdosis an eingepackter Sonnencreme, aber bis auf eine halbe Flasche ist alles aufgebraucht worden. Ich bin eben Hauttyp Alpina-Extra-Weiß und brauche gerade in südlichen Gefilden eine ordentliche Dosis Sonnenschutz. Und ganz ehrlich, wer will Sonnencreme vor Ort für 22€ kaufen, wenn die gleiche hier halb so teuer ist?
Heilbringender Lebensretter war vor allem das multifunktionale Buff-Tuch, das abwechselnd als Halstuch, Stirnband oder Mütze vor Wind, Sonne und Nieselregen geschützt hat. Vor allem auf der letzten Etappe war es extrem windig und wir extrem dankbar für unser Tuch.
Ebenso sinnvoll war die Anschaffung einer großen Trinkblase, Hanni singt heute noch Lobeshymnen darauf und das Mitführen von Verpackungsclips. Das hat unsere Chips-/Keks-/Gummibärchentüten und Co. schön sicher verschlossen gehalten in den Rucksäcken.
Abschließend sollten ebenso das kleine Taschenmesser und die Faszien-Rolle erwähnt werden. Beide bei Wanderpausen oft und gerne genutzt.
Verpflegung
Wer viel wandert hat viel Hunger, das ist eine altbekannte Weisheit und wenn es noch keine ist sollte es eine werden.
Schon im Reisegepäck waren Energieriegel, für jeden Wandertag einen, da wir vorab nicht genau einschätzen konnten, wie gut wir Lebensmittel unterwegs kaufen können und daher lieber vorgesorgt haben. Mit leerem Magen sinkt die Laune und das war ein Risiko, das vermieden werden konnte.
Unsere Sorgen waren jedoch unbegründet. In jedem Dorf gab es zumindest einen kleinen Supermarkt oder eine Version eines Tante-Emma-Ladens.
Was war also unser Wanderproviant? Ganz einfach, alles was man mitnehmen konnte, nicht schmelzen oder eine Sauerei im Rucksack anrichten kann:

Brötchen, Dosenwürstchen (bitte darauf achten, dass die Dose einen Pull-Ring hat), Käse und Hartwurst, Äpfel und Trauben, Kekse und Gummibärchen, Milchbrötchen, mehr Kekse, Nüsse und süße Teilchen.
Gerade während mein Magen in den Streik gegangen ist gab es trockene Kekse und Reiswaffeln bis zum abwinken. Aber damit habe ich diese Phase gut überstanden.
Hungern mussten wir nicht, wir haben immer etwas Tolles zu essen gefunden für unterwegs und wenn die Ausbeute nicht ganz so erfreulich war, dann wussten wir, dass das Abendessen rocken würde!
Kleiner Tipp noch am Rande, kauft euch euer Wasser in Flaschen und füllt es in eure Trinkblasen. Das Leitungswasser ist nicht überall von guter Qualität, im speziellen da die Beschaffenheit der Rohre in so manch einem Ort ungeklärt ist. Das Wasser ist wirklich günstig und wir haben uns jeden Abend einen oder zwei 5L-Kanister gekauft, damit die Wandervorräte aufgefüllt und den Rest so ausgetrunken.
Restaurants und eine Bratwurstbude
Während der Wanderung waren wir des Öfteren, also eigentlich fast jeden Tag, essen. Wie bereits erwähnt: Wandern und Hunger gehen Hand in Hand. Folgende Lokalitäten haben wir besucht:

Restaurante Taska do Xico – Porto Covo *****
Noch ehe die Wanderung wirklich startete haben wir uns ein kleines Festmahl gegönnt: Garnelen, Meeresfrüchte, warmen Käse, Oliven und den Hauswein. Leute es war ein Fest, vor allem der Käse ein wahres Gedicht. Solltet ihr in Porto Covo essen gehen wollen, können wir dieses Lokal empfehlen. Der Kellner war sehr, sehr freundlich und wir saßen draußen und haben den Sonnenuntergang beobachtet.

Restaurante A Choupana – Vilanova de Milfontes ***
Die Location ist zauberhaft, auch hier saßen wir draußen und konnten den Sonnenuntergang und das Meer beobachten, neben dem Restaurant gibt es einen Strandabschnitt an dem Besucher (?) einen ganzen Garten aus Steinsäulen gebaut haben. Ein wundervoller Anblick und ein tolles Fotomotiv. Auch wir konnten nicht wiederstehen und haben jeweils einen Stein abgelegt und die Kunstwerke weitergeführt. Leider war das Essen eher so naja. Es war nicht schlecht aber auch nichts Besonderes. Ich hatte gegrillte Sardellen die in Ordnung waren.

Geschlossen – Restaurante Vicentino – Zambujeira do Mar *****
Hier haben wir gespeist wie Könige. Nach einigen Ausflügen in die traditionelle portugiesische Küche hat es uns dieser Laden mit seinem modernen Design und dem Gedanken an asiatisch angehauchte Burger verführt. Wir hatten Burger mit Süßkartoffelpommes, Edamame, unfassbar guten Wein und die köstlichsten Nachspeisen des ganzen Urlaubs.
Leider musste ich bei meinen Recherchen feststellen, dass das Restaurant geschlossen ist, was ich wirklich traurig finde. Hier hatten wir definitiv einen der schönsten Abende auf unserer Reise und herausragendes Essen.

Restaurante A Azenha do Mar ****
Hier wären wir nie, niemals essen gegangen, wenn unsere spontan aufgegabelte Begleitung Bill uns nicht davon vorgeschwärmt hätte, dass dies ein Must-See /Must-Do auf dieser Route ist. Das Lokal befindet sich auf halben Weg zwischen Zambujeiro do Mar und Odeceixe und fällt nur auf, weil sich davor Unmengen an Menschen tummeln, die auf einen Platz warten. Wer hier speisen möchte, sollte am besten reservieren. Wir haben über eine Stunde auf einen Platz gewartet, zwischen einheimischen Portugiesen und unzähligen Wanderern. Auf der ganzen Wanderung haben wir nicht so viele Menschen gesehen wie an diesem Mittag.
Was wir gegessen haben weiß ich nicht ganz, denn unsere charmante Begleitung Bill hat bestellt: irgendein Fischeintopf mit Kartoffeln in dem ein Fischkopf schwamm, ein Meeresfrüchte-Salat und etwas Rundes mit Essig, welches ein wenig grieselig war so dass Hanni sehr tapfer dreinschaute, als sie es in den Mund schob (habe danach erfahren, dass es sich um Fischrogen handelte). Aber alles Essen war extrem gut in meinen Augen und das Warten hat sich gelohnt. Es war wohl unsere portugiesischste Erfahrung auf der Reise, so zwischen Kind und Kegel, verschwitzt und sandig, neben all den Familien beim Mittagessen.

Restaurante Arte Bianca – Aljezur *****
Hier gibt es nicht viel zu sagen. Tolles, modernes Ambiente, unfassbar leckere Pizza, freundliches aber etwas langsames Personal. Wir würden da jederzeit wieder speisen.
Letzte Bratwurst vor Amerika – Cabo São Vicente ****
Hierbei handelt es sich nicht um ein Restaurant, sondern um eine mobile Bratwurstbude die vor dem Leuchtturm in Cabo São Vicente steht. Angeboten werden, wie der Name vermuten lässt, Bratwürste am einstigen Ende der bekannten Welt, am südwestlichsten Punkt Europas. Die Wurst war lecker, nach einer langen Wanderung genau das richtige und irgendwie ein Muss, wenn man so weit gewandert ist. Selbstverständlich aber kein kulinarischer Ausnahmegenuss.
Unterkünfte
Die Unterkünfte möchte ich euch nur kurz zusammenfassen, falls ihr selber anstrebt diese Reise für euch zu planen und noch etwas planlos seid. Aber auch hier noch einmal angemerkt: die Buchung über WIPortugal war der HAMMER und nein das ist keine bezahlte Werbung, wir hatten einfach einen megatollen Urlaub ohne jeglichen logistischen Probleme.
Porto Covo Hotel – Porto Covo ****
Nettes kleines Hotel, ausreichendes Frühstück, hat einen Pool den wir aber nicht benutzt haben, freundliche Rezeption.

Blue Guide Guesthouse – Vilanova de Milfontes *****
Die mega, hammer, super Unterkunft! Liebevoll, einzigartig, toller Service, umwerfendes handgemachtes Frühstücks-Menue, gab ein Lunchpaket für die Wanderung, alles sehr persönlich und herzlich.

Natura Maris Residence – Almograve *****
Wir hatten ein sehr großes Zimmer mit kleiner Terrasse, die Lage war am Rande des Ortes und damit schön ruhig. Frühstück war gut und Rezeption überaus freundlich und hilfsbereit. Tolles, großes Bad hier, leider mit nicht ganz so viel Licht.

Rosa dos Ventos – Zambujeira do Mar *****
Sehr schöne Unterkunft ohne Rezeption. Kleine Zimmer die sich um einen Innenhof mit kleinen Springbrunnen gliedern. Das Frühstück wurde morgens an die Türe gebracht, einfach, aber alles was man braucht. Der Innenhof ist sehr schön so dass wir da eine Weile in der Sonne saßen. Auch erinnere ich mich mehr als positiv an die Dusche, guter Wasserdruck und wirklich warmes Wasser. Der feuchte Traum aller Wanderer. Wir hatten sogar einen kleinen Kühlschrank am Zimmer, was sich als hilfreich erweist wenn man die Vorräte mal kühlen kann.
Casa Hóspedes Celeste – Odeceixe ****
Kleines Hotel, dass von einer portugiesischen Omi betrieben wird, die kein Wort englisch spricht und das größte Herz hat. Wir hatten ein super großes Zimmer, das zugegeben keinen Designpreis gewinnen würde, aber alles hatte was das Herz begehrt. Besonders toll war das Frühstück, das die Omi und eine weitere alte Dame serviert haben. Frischer Kuchen, hausgemachte Marmelade und so viel Herz, das einem der Abschied schwer fällt.
Amazigh Design Hostel – Aljezur ***
Hostel, Frühstück gut, eher laut im Vergleich zu den anderen Unterkünften, nicht ganz so sauber, war dann doch etwas verstaubt. Die Toilette hat nur einen Papp-Schiebetüre, vielleicht etwas unangenehm für den ein oder anderen, man hört sogar das Atmen durch die Türe.

Jetzt Utopia GH – Amazigh Guesthouse – Arrifana *****
Weiß, puristisch und sehr einladend mit dem Gefühl von Strand, Sommer und Urlaub. Gutes Frühstück. Ruhige Lage. Hat einen Pool und einen netten Außenbereich.
Pensao das Dunas – Carrapateira *****
Hier handelt es sich um eine farbenfrohe Hippie-Unterkunft mit eigenem Bad am Gang. Das Frühstück war wirklich vom Allerfeinsten, unter anderem bestehend aus selbstgemachtem Joghurt, verschiedenen selbstgebackenden Kuchen, Eier von den eigenen Hühnern, usw. Das Personal war sehr jung und super freundlich. In Summe hat man hier einfach ein gutes Gefühl.

Hostal Pure Flor de Esteva – Vila do Bispo *****
Tolles Hostel, sehr sauberes Zimmer und das Beste ein einladender Garten den man benutzen darf und sollte. Dazu ist der Frühstücksraum im Garten mit offener Küche, wo wir abends gekocht haben und in der Sonne saßen zum Essen. Frühstück gab es wieder hausgemachten Kuchen und eine riesige Auswahl Leckereien.
Hotel Casa Azul – Sagres *****
Sehr schönes Hotel, farbenfroh gestaltet. Hatten wieder das Glück eine Terrasse zu haben mit Blick über die Dächer. Großes und sehr modernes Badezimmer. Frühstück war sehr umfangreich und der Frühstücksraum einladend bunt, wie das ganze Haus. Haben uns hier extrem Wohl gefühlt.
So weit erst mal alles außen rum. Der Bericht zur Wanderung wird in Teil 2 und 3 folgen…
Hier geht es zu Teil 2: Fishermen’s Trail & Rota Vicentina – Der Fischerweg
Hier geht es zu Teil 3: Fischermen’s Trail & Rota Vicentina – Der historische Weg
Hallo Stephanie,
mit Interesse haben wir deinen Teil 1.+2 gelesen. Wir freuen uns auf deinen 3. Teil. Wir haben da eine Frage:
Zu welcher Jahreszeit seid ihr gewandert?
Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß auf deinen zukünftigen Touren
Siegfried
Freut mich, dass es euch gefällt. Wir waren im Juni unterwegs. Kann ich so such empfehlen, noch nicht so heiss, aber sehr schön warm und sommerlich.