Vom Schliersee an den Tegernsee: Hallo ihr Süßen! Kann ich euch noch zu einer herbstlichen Wanderung überzeugen? Noch einmal all die Farben der Natur aufsaugen, ehe (hoffentlich) Glitzerschnee und Eiskristalle das Land überziehen?
Im Angebot wäre eine leicht anspruchsvolle Höhenwanderung vom Schliersee an den Tegernsee. Bunte Bäume und Raschellaub, Eichhörnchen, Hüttengaudi und (wenn man nicht gerade an einem Feiertag los maschiert) meditative Ruhe. Klingt verlockend? Dann los!
Ihr fahrt mit dem Auto an den Bahnhof in Gmund und stellt euer Auto dort am P+R Parkplatz ab. Von dort nehmen wir den Bus 9555 zum Schliersee. An Wochenenden und Feiertagen fährt er nur zwei Mal am Tag, so dass ich empfehle den Bus um kurz nach 8 Uhr zu nehmen (Stand Oktober 2015). Ihr steigt nach gut 30 Minuten Fahrt am Bahnhof in Schliersee aus und Richtung Kur-Zentrum am Schwimmbad am Schliersee. Der freundliche Busfahrer zeigt euch sicher die Richtung, wenn ihr fragt. Wir hatten die ganze Fahrt den Bus für uns alleine und daher einen netten Plausch mit dem Busfahrer.
Vom Kur-Zentrum aus geht ihr rechtsrum um das kurze Stück des Sees und folgt der gelben Beschilderung Richtung Gindelalm. Der Weg führt durch den Wald mit morderater Steigung. Nur einzelne Teilstücke sind ein wenig steiler. Die Beschilderung ist recht eindeutig. Jedoch teilt sich der Weg kurz hinter dem Hennerer und es führen zwei Wege zur Gindelalm. Der Weg direkt zur Gindelalm ist weniger Anspruchsvoll und ein Stück kürzer. Er wird von den meisten Wanderführern empfohlen.
Auf zur Gindelalm
Aber wir haben uns an dieser Stelle “verlaufen” und haben einen Umweg über die Kreuzbergalm eingelegt. Nun haben wir dort keine Rast gemacht, da wir zur Gindelalm wollten und waren auch ein wenig angesäuert über den unfreiwilligen Umweg, aber im Nachhinein würde ich jedem diesen Umweg vorschlagen. Die Alm sah sehr süß aus (siehe Foto), hatte in jede Richtung eine wunderbare Aussicht und war bei weitem nicht so überlaufen.
Die Gindelalm besteht aus 3 Hütten, wobei jede nur in eine Richtung eine schöne Aussicht hat. Es war sehr laut dort und das Personal kurz angebunden und gestresst. Zu dem war das Essen unter aller Kanone und alles andere als lecker. Wir hatten eine Gulaschsuppe und Kaiserschmarrn. Die Gulaschsuppe war mit Tomatesuppe aus der Tüte gestreckt und es schwammen zwei winzige Bröckchen Fleisch darin herum und der Kaiserschmarrn war hart und alles andere als fluffig und weich. Statt Puderzucker wurde normaler Zucker darüber gestreut. Alles in allem erinnerte es eher an Waffeln vom Vortag. Die Portion war ausreichend um satt zu werden, jedoch mit einem Preis von 9,90€ in meinen Augen für Milch, Eier und Mehl völlig überteuert. Ich habe breits weitaus bessere und größere Portionen zu deutlich kleineren Preisen genossen. Selten habe ich über 6,90-7,90€ für einen Kaiserschmarrn gezahlt. Wobei ich sagen muss, dass ich mich über den Preis weniger aufgeregt hätte, wenn er wenigstens lecker gewesen wäre. Beide Gerichte wirkte auf mich so, als sei ihnen der Andrang an einem sonnigen Feiertag nicht klar gewesen und die angebotenen Speisen mussten nach dem Mittagsgeschäft gestreckt werden, um die weiter hereinströmenden Horden füttern zu können. Also mein Tipp: Geht den Umweg auf die Kreuzbergalm und speist dort. Schlimmer als auf der Gindelalm kann es nicht sein und die Aussicht ist um einiges schöner!
Herbstlich bunt
Der Weg von der Kreuzbergalm zur Gindealm ist wohl die anstrengenste Passage. Man hat ein kleines Tal zu überwinden. Hierzu führt ein eher steiler, geschlungener, unebener Weg hinab in die Senke und ein steiler, geschlungener, unebener Weg mit schmalen Tritten und ungleichmässigen Stufen wieder nach oben. Von der Ferne sieht der Weg ganz einfach aus (siehe Foto), aber der Eindruck täuscht. Dies war mit Abstand, das anstrengenste Stück Weg der ganzen Wanderung. Ich war froh meine Wanderstöcke dabei gehabt zu haben. Die Weg-Rillen waren teilweise so eng, dass man mit jedem Fuß einer anderen Spur folgen musste und diese teilweise in der Höhe versetzt waren. Der Weg von der Kreuzbergalm zur Gindelalm ist mit 30 Minuten angegeben, was für geübte Wanderer sicher stimmt. Ich habe mit meinem angeschlagenen Knöchel ein wenig länger gebraucht.
Die Pause in der Gindelalm war wie bereits erwähnt nicht sonderlich erholsam. Viele Kinder und viele Eltern, wobei die Eltern das wirklich störende an der Sache waren.
Hat man die Gindelalm erst einmal erreicht sind fast alle Höhenmeter der herbstlichen Wanderung geschafft. Es geht nur noch milde auf und ab, bis man sich 20 Minuten später an den Abstieg macht. Von der Alm aus wendet man sich westwärts Richtung Neureuthaus. Eine weitere Alm. Wenige Meter vor Erreichen der Alm geht rechts ein Weg nach Gmund ab. Ausgeschildert sind der Wanderparkplatz (1 Stunde Gehzeit) und Gmund (1,5 Stunden Gehzeit). Folgt dem Waldweg Richtung Tal. Der Weg ist schön breit und führt durch bunte Herbstwälder. Man hört die letzten Kühe die noch nicht abgetrieben wurden und ansonsten nur die Stille der Natur. Der Weg ist anstrengend, da die kontinuierliche Neigung des Weges die Muskulatur der Beine beansprucht. Trittsicherheit ist aber nicht in besonderem Maße erforderlich. Der Weg ist problemlos für Kinder geeignet. Kurz vor dem Wanderparkplatz kommt erneut ein kleines Almcafé und um die Jahreszeit auch die Möglichkeit die abgetriebenen Kühe zu beobachten und ein paar Kälber zu streicheln. Als Semi-Stadtkind war mein Kontakt mit einem Bullenkalb das sich ganz artig hat flauschen lassen wohl mein Highlight.
Ebenso haben wir ein paar Äpfel eingetütet. Vor einem Bauernhof stand ein Bollerwagen mit Äpfeln von den hofeigenen Bäumen mit der Aufschrift “zum Mitnehmen”. Wir haben 4€ in die Spardose geworfen und jeder hat sich 6 schöne Äpfel mitgenommen. Sie schmecken übrigens ultimativ lecker. Sie sind so schön, wie sie nur Mutter Natur gestalten kann, ohne Wachsschicht, keine Pestizide, ein kleines Wurmloch, aufgeplatzt und wieder zugewachsen, leicht krumm und vernarbt. So wie ich sie noch aus dem Garten meiner Oma kenne.
Der Weg vom Wanderparkplatz zurück vom Bahnhof ist weniger beschaulich, lässt sich aber gut gehen. Er führt an der Straße entlang direkt auf den Tegernsee zu. Bei schönem Wetter kann man sich zum Abklingen der Wanderung noch einmal am Strandbad an den See setzen. Doch meine Kraftreserven waren erschöpft. Ich war so müde, das ich fast geweint habe und konnte mich gerade so zurück zu dem P+R Parkplatz schleppen wo unser Auto gewartet hat.
Für die Wanderung haben wir statt angegebener 4,5 Stunden 6 Stunden ohne Pause benötigt. Hierbei muss ich aber sagen, dass ich beim Abstieg _extrem_ langsam war durch meinen Knöchel und ich den Berg nur seitlich hinabgehen konnte. Sonst hätten wir den Weg sicher auch in 5 Stunden geschafft. Mit dem Umweg den wir genommen haben waren wir 16 km unterwegs.
In Summe war die herbstliche Wanderung sehr schön. Es war eine tolle Erfahrung und die herbstlichen Impressionen verleihen dieser Wanderung ihre Einzigartigkeit. Ich denke, dass sie erst zu dieser Jahreszeit einmalig wird. Das Wetter hat toll hergehalten. Ich würde die Wanderung jederzeit wiederholen, auch wenn es für mich ungewohnt war, mit dem Bus rumgurken zu müssen, ehe ich den Berg erklimmen kann. Nur als kleiner Tipp am Rande: Meidet sonnige Feiertage. Gerade der Anfang der Route, ehe die einzelnen Wege voneinander abzweigen war sehr überlaufen!
Lustig, so ziemlich die gleiche Tour habe ich mit ein paar Freunden im Sommer gemacht – wir haben auf der Gindelalm übernachtet (Zimmer sind sehr gemütlich) und Geburtstag gefeiert und sind dann am nächsten Tag runter zum Tegernsee. Alles in allem eine recht schöne und entspannte Tour.
Aber mit dem Essen hast du recht – da haben sie sich wirklich nicht gerade mit Ruhm bekleckert (auch wenn als wir da waren nur wenig los war). Da bin ich von Hütten normalerweise besseres gewohnt 🙂
Liebe Grüße, Tring
Das klingt toll. Ich hatte ursprünglich vor dieses Jahr auf einer Hütte zu feiern. Es steht schon so lange auf meiner Wunschliste. Ja vielleicht nächstes Jahr. 🥰
Liebe Stephie!
Nahezu dieselbe Tour bin ich vor ein paar Jahren mit den Kollegen beim Betriebsausflug gewandert, lustig! Habe mich durch deine Beschreibung direkt zurückversetzt gefühlt. Es war anstrengend, aber auch sooooo schön!
Wir sind in zwei Hütten eingekehrt, fanden aber nur eine wirklich gut. Dort habe ich den BESTEN KAISERSCHMARRN meines Lebens gegessen – es kann also nicht die Gindelalm gewesen sein, es sei denn, der Koch hätte mittlerweile gewechselt. ;P
Liebe Grüße
Rebecca (einfachreh 😉
Aww! Das freut mich! Ja Hütten sind immer ein bisschen wie Lotto spielen. Wenn man Glück hat gibt es das beste Essen auf der Welt, wie bei Oma. 🥰